Antisemitismus in Europa
Der Antijudaismus entstand schon im 3. und 4. Jahrhundert. Die Juden galten bei den Christen als "Gottesmörder". Außerdem waren sie nach Ansicht der Christen nicht länger das auserwählte Volk Gottes, weil sie Jesus nicht als Messias anerkannten. [1]
Aufgrund der religiösen Vorurteile wurden die Juden in Europa von Anfang an diskriminiert und ausgegrenzt. Im Mittelalter zum Beispiel durften sie nur in bestimmten Stadtvierteln oder Gassen wohnen. Die wichtigsten Berufe im Mittelalter, Bauer und Handwerker, durften sie nicht ausüben. Oft waren sie auch gezwungen, einen gelben Fleck oder Stern auf der Kleidung zu tragen oder einen "Judenhut". Sie hatten nicht dieselben Rechte wie die christlichen Einwohner.
Dadurch, dass sie "anders" waren, wurden die Juden leicht zu Sündenböcken gemacht, wenn Epidemien rasten oder andere Katastrophen eintrafen. Es geschah auch häufig, dass Juden gewaltsam verfolgt und vertrieben wurden, wie zum Beispiel in Frankfurt im Jahre 1614. Die Stadt war damals schwer verschuldet, und der Rat der Stadt hatte viel Geld veruntreut. Die Juden hatten damit nichts zu tun, aber die christliche Bevölkerung plünderte trotzdem das Getto und verjagte alle Juden aus der Stadt[2]
Im Zuge der Aufklärung (ca. 1700–1800) kamen neue Ideen auf, wie zum Beispiel religiöse Toleranz und allgemeine Menschen-rechte. Man diskutierte deshalb auch, ob Juden dieselben Bürgerrechte wie die Christen bekommen sollten. Die Debatte war langwierig und die Entwicklung ging nur langsam voran, aber ab 1874 waren jüdische Einwohner gleichberechtigte Mitbürger in allen Staaten West- und Mitteleuropas. Diese Entwicklung in Richtung Gleichberechtigung nennt man auch die jüdische Emanzipation.
Der Antisemitismus lebte allerdings trotzdem weiter. Die moderne Judenfeindschaft richtete sich nun gegen die rechtliche und soziale Gleichstellung der Juden, und die fanatischen Judenfeinde organisierten sich ab ca. 1880 in Parteien und Verbänden.[3]
Man nennt diese neue Form des Antisemitismus auch Rassen-Antisemitismus, denn die antisemitischen Organisationen versuchten nun, die Juden als eigene "Rasse" mit einer Reihe negativer Eigenschaften zu definieren. Die Vorstellung von verschiedenen Menschenrassen war im 19. Jahrhundert weit verbreitet, ebenso wie die Vorstellung, dass es höherwertige und minderwertige Rassen gibt.
Die Antisemiten behaupteten, dass die Juden von Natur aus schlecht seien. Sie seien geizig und geldgierig, schlau und verschlagen. Für die Antisemiten waren die Juden nicht Teil der Volksgemeinschaft, sondern Außenstehende und negativ für die Gesellschaft. Die fanatischsten Antisemiten meinten sogar, dass die Juden heimlich nach der Weltherrschaft strebten. [4]
Die Juden bekamen immer noch die Schuld für alle möglichen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen oder politischen Probleme. Ein Beispiel dazu: Im ersten Weltkrieg kämpften proportional fast ebenso viele deutsche Juden wie Nichtjuden als Soldaten an der Front, und von 100 000 jüdischen Soldaten fielen 12 000. Die antisemitischen Verbände und Parteien verbreiteten trotzdem die Propagandalüge, die Juden seien "Drückeberger", die versuchten, dem Frontdienst zu entkommen. Außerdem wurde behauptet, dass die Juden vom Krieg profitierten und sich an der Not des Vaterlandes bereicherten. [5]
Auch Adolf Hitler ist ein fanatischer Antisemit, und nach Meinung der Nationalsozialisten sind die Juden schuld an allem Unglück, das den Deutschen seit dem verlorenen ersten Weltkrieg widerfahren ist. Als Hitler 1933 zur Macht kommt, wird der Antisemitismus zu einem wichtigen Teil der staatlichen Politik. [6] Von nun an werden die Juden wieder gesetzlich diskriminiert, und ihre Rechte werden immer mehr eingeschränkt. Das Endziel Hitlers ist die Ermordung aller Juden in Europa, und bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs töten die Nationalsozialisten und ihre Helfer sechs Millionen Juden.