Goethe!

In Goethe! treffen wir auf einen talentierten, aber noch unreifen jungen Goethe. Es ist das Jahr 1772. Goethe studiert Jura und fällt durch die Abschlussprüfung, und eigentlich will er viel lieber Dichter werden. Sein Vater hingegen möchte, dass Goethe einen „ordentlichen“ Beruf erlernt. Deshalb schickt er seinen Sohn ans Reichskammergericht nach Wetzlar, zu der Zeit die höchste juristische Instanz Deutschlands. Dort soll Goethe seine Ausbildung fortsetzen.

In Wetzlar lernt Goethe Lotte kennen, eine lebenslustige und tatkräftige junge Frau von 19 Jahren. Da Lottes Vater Witwer ist, kümmert sich Lotte um den Haushalt und um ihre jüngeren Geschwister. Goethe verliebt sich unsterblich in sie, und Lotte erwidert seine Gefühle.

Aber dann macht Albert Kestner, Goethes Vorgesetzter am Gericht, Lotte einen Heiratsantrag. In den Augen von Lottes Vater ist Kestner ein passender Ehemann: Er ist ein zuverlässiger und fürsorglicher Mann, der Lotte respektiert und bewundert. Außerdem hat Kestner eine sichere Karriere als Jurist und kann Lottes Familie finanziell unterstützen. Die Buffs sind nämlich nicht besonders wohlhabend. Lotte hört auf ihren Vater und gibt Kestner ihr Jawort.

Goethe ist am Boden zerstört und denkt sogar an Selbstmord. Es kommt zum Duell mit Kestner, weswegen Goethe im Gefängnis landet. Dort schreibt er innerhalb kurzer Zeit den Roman Die Leiden des jungen Werthers. Die Hauptperson des Romans, ein junger Mann namens Werther, verliebt sich tief und unglücklich in ein Mädchen, das mit einem anderen verlobt ist. Werther sieht keinen Ausweg aus der Situation und nimmt sich das Leben.

Goethe schickt Lotte das Manuskript als Beweis dafür, dass er ohne sie nicht leben kann. Lotte macht sich große Sorgen wegen Goethe und besucht ihn im Gefängnis. Sie versucht, Goethe davon zu überzeugen, dass er Schriftsteller werden muss, und dass ihre Entscheidung, Albert zu heiraten, richtig ist. Ohne Goethes Wissen schickt sie das Manuskript an einen Verlag. Die Leiden des jungen Werthers wird ein großer Erfolg, und Goethes Vater akzeptiert endlich Goethes Wunsch, Schriftsteller zu werden.

Fantasie und Wirklichkeit

Die Handlung des Films ist eine Mischung aus Fantasie und Wirklichkeit. Die wirkliche Lotte war zum Beispiel bereits verlobt, als sie Goethe traf. Wilhelm Jerusalem, im Film ein guter Freund von Goethe, war in Wirklichkeit nur ein Bekannter. Er beging 1772 Selbstmord, aber nicht nur aus unglücklicher Liebe – er war auch sonst ein unglücklicher Mensch. Goethe hörte, was passiert war, und verarbeitete Jerusalems Selbstmord in seinem Roman.

Die Leiden des jungen Werthers wurde 1774 veröffentlicht und wurde ein großer Erfolg – nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Das Buch war der meistgelesene Roman seiner Zeit und der erste deutsche „Bestseller“ international.

Der Roman Die Leiden des jungen Werthers ist das wahrscheinlich bekannteste Werk aus der Zeit des Sturm und Drang. Diese literarische Strömung (ca. 1765–1790) war eine Reaktion auf die Vernunftideologie der Aufklärung (ca. 1720–1800). Für die Autoren des Sturm und Drang standen nicht die Vernunft, sondern die Gefühle im Vordergrund. Sie rebellierten gegen Autorität und Tradition und bestanden auf dem Recht zur freien Selbstentfaltung jedes Einzelnen.

Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) ist nicht nur der vielleicht wichtigste deutschsprachige Schriftsteller, er zählt auch zu den bedeutendsten Autoren der Weltliteratur. Er hat Gedichte, Romane und Dramen geschrieben und autobiografische Texte und naturwissenschaftliche Schriften verfasst.

1779 wurde Goethe übrigens Minister und damit Staatsbeamter. Daraufhin distanzierte er sich sowohl von seinem Roman Die Leiden des jungen Werthers als auch von der Epoche des Sturm und Drang.